Samstag, kurz vor 18 Uhr. Zu acht machen wir uns auf ins Restaurant Eiger. Die Stimmung ist vorfreudig und wir wissen, dass heute Abend ein paar schwierige Entscheidungen auf uns zukommen. Denn die Frage des Abends lautet: «Bier oder Wein»?
Bereits zum 68. Mal duellieren sich die beiden Sommeliers Pierre Dubler (Bier) und Michel Gygax (Wein) um die Gunst der Gäste. Während das Team vom gastgebenden Restaurant ein kreatives Fünfgangmenü kocht, wählen Pierre und Michel zu jedem Gang ein Bier respektive einen Wein aus, der gleichzeitig serviert wird. Nach dem Gang entscheiden die Gäste mittels Abstimmung, was besser gepasst hat. Bier oder Wein? Und am Schluss des Abends gibt es einen Sieger: Bier oder Wein.
Der Wettkampfgeist ist gross: Nachdem Pierre und das Bier ein paar Mal in Folge gewonnen haben, wollen Michel und der Wein heute eine Trendwende einleiten. Les jeux commencent!
Wir sind nicht zum 68. Mal dabei, aber bestimmt zum 8. Mal. Gefahr, uns zu langweilen, laufen wir nicht. Jede Ausgabe von «Bier vs. Wein» findet in einem anderen Restaurant statt. Ausserdem haben die beiden Sommeliers jeweils wechselnde Partner*innen (Brauer, Winzerinnen oder Weinhändler) dabei, die sie bei der Getränkeauswahl unterstützen. So bleibt das Konzept von «Bier vs. Wein» zwar immer das gleiche, die einzelnen Abende unterscheiden sich dennoch stark.
Zurück zu unserem Abend im Restaurant Eiger: Pünktlich um sechs geht es los mit dem ersten Gang. Nicht nur für die Gäste ist das Menü eine Überraschung. Auch die Sommeliers erhalten im Vorfeld nur die Hauptbestandteile der einzelnen Gänge mitgeteilt und müssen sich auf dieser Basis entscheiden, mit welchem Bier oder Wein sie bei dem Publikum punkten können.
Den Anfang macht ein herrlicher Salat, bestehend aus Chicorino, Ziegenfrischkäse und karamellisierten Baumnüssen. Unser Tisch ist sich einig: Die dazu gereichten Getränke passen beide ausgezeichnet. Nach einigem hin und her haben alle ihre Entscheidung getroffen und es wird abgestimmt. Die erste Runde geht an den Wein. 0:1!
Als zweiter Gang wird eine Karottensuppe mit Ingwer und Koriander serviert. Dazu gibt es einen Riesling von der Mosel und ein Weissbier. Auch bei diesem Gang wird an unserem Tisch heftig debattiert, welches der beiden Getränke besser passt. Nicht nur bei uns: Bei der Abstimmung wird klar, dass es ein enges Rennen ist. Nach zweimaligem Zählen steht fest: der zweite Gang ist unentschieden und beide Seiten erhalten einen Punkt. 1:2!
Während wir an den neuen Gläsern riechen, wird eine Ramen-Suppe mit Pilzen, Wurzelgemüse und getrocknetem Eigelb serviert. Das Triple Blonde-Bier harmoniert toll mit den Pilzen, trotzdem überzeugt mich der Weissburgunder insgesamt mehr. Dies sieht die Mehrheit des Saals gleich und schon steht es 1:3 für den Wein.
Noch bevor der Hauptgang in Sicht ist, wird der Gürtel etwas weiter gestellt. Und dann wird der Strudel serviert: Mit Hackfleischfüllung für die Fleischesser*innen, mit Gemüse für die Vegetarier*innen. Beide Varianten schmecken ausgezeichnet. Und auch beide Getränke, ein Amber-Bier und der Cabernet Sauvignon, passen ausgezeichnet dazu. Die Spannung vor der Abstimmung ist gross. Schafft der Wein bereits die Entscheidung? Ja, tatsächlich steht der Wein bereits vor dem Dessert als Gewinner fest. Michel Gygax freut sich, dass er die Siegesserie des Biers beenden konnte.
Zum Schluss erwartet uns ein süsses Feuerwerk: Ein Schokoladen-Nuss-Cookie, Pralinenglace und Kirschenkompott. Das trockene, erdige IPA bildet einen angenehmen Gegenpol zum Dessert, während der Vino Santo für mich zu viel des Süssen ist. Und so holt das Bier noch einen Anschlusspunkt: 2:4!
Während der Kaffee serviert wird, werden unter Applaus die Gewinner*innen des traditionellen «Bier vs. Wein»-Wettbewerbs bekannt gegeben. Den grössten Applaus des Abends geht allerdings an das Küchen- und Serviceteam des «Eiger». Verdientermassen. Der Service war hervorragend, das Essen schmeckte ausgezeichnet und die Portionen waren überaus grosszügig. Mein Kopf wird es ihnen morgen danken.