Einer dieser Orte

Manchmal braucht es sie, diese Orte, an denen einem das Herz aufgeht, sobald man aus dem Auto steigt oder etwas ausser Atem die paar hundert Meter von der Bushaltestelle die Strasse hoch gelaufen kommt. Der Hund der entgegenrennt, um sich sofort mit seinem warmen Körper an den Beinen anzulehnen und jeder und jedem das Gefühl gibt, er hätte schon mindestens zwei Monate auf sie oder ihn gewartet.

Unten am Bächlein zimmert ein Knirps, wohl knapp mal 10-jährig, völlig in seiner Arbeit vertieft, ein paar Meter über dem Boden und ausgerüstet mit einer Laubsäge, ein Baumhaus. In der Nase hat man nun schon den feinen Duft von frischem Heu und Ziege.

Und spätestens wenn Annemarie mit Schürze und Stiefel strahlend aus der Käserei tritt, sind all die kleinen Wölkchen, die einem zurzeit den Alltag ein wenig grau, eintönig und beschwerlich erscheinen lassen, wie weggeblasen von der zarten Brise, welche an diesem Samstagmittag in Oberscherli aufkommt. Brönnimanns Ziegenhof ist durch und durch eine Herzensangelegenheit, die in allen Bereichen spürbar ist. 

Angefangen mit der grossen Liebe zu den Ziegen bei Andreas, die ihm seit seiner Lehrzeit nicht mehr so recht aus dem Kopf wollten. Zuerst waren es nur ein paar wenige, welche er zaghaft auf dem elterlichen Landwirtschaftsbetrieb mit den dortigen Milchkühen bekannt machte. Ob es nun an der Qualität des Ziegenkäses lag, den seine Frau Annemarie für den Eigenbedarf herstellte, der seine letzten Zweifel aus dem Weg räumte, lassen wir hier offen.

Jedenfalls hatte zwei Jahre, nachdem die beiden den Betrieb übernommen hatten, auch die letzte Kuh das Nachsehen und seit 2014 ist es ein reiner Ziegenhof. Zwischenzeitlich BioKnospe zertifiziert. Annemaries Käse überzeugte nicht nur Res, und um der grossen Nachfrage gerecht zu werden, musste eine hauseigene Käserei her. Dort wird nun täglich die ganze Milch von den mittlerweile 55 Saaneziegen zu Frischkäse, Formaggini, Hartkäse, Quark, Mousse und vielem mehr verarbeitet. 

Wer sich die feine Ware direkt vom Hof holen will, findet sie im liebevoll gestalteten Hoflädeli, das eigentlich auch ein Bistrot ist. Am besten plant man sich ein wenig Zeit ein. Denn nebst den Ziegenprodukten findet man auch jede Menge Hausgemachtes aus dem hofeigenen Gemüse und Früchten. Annemarie bietet in ihrem Laden regionalen Anbieter*innen Platz, ihre mit viel handwerklicher Hingabe gefertigte Produkte zu verkaufen.

Wenn man nun zu diesem Zeitpunkt, mit schwer bepackten Taschen, bemerkt, dass Samstag ist und es am Freitag Holzofenbrot gibt, fällt auch der Abschied von den herzallerliebsten kleinen Ziegen nicht so schwer, denn man weiss, man wird schon bald wiederkommen. Und schliesslich wartet ja der Hund.  

Am besten gleich auf der Homepage reinschauen und sich für den Newsletter registrieren. So erfährt man auch, wenn es Ziegenfleisch gibt, ob das Bistrot geöffnet hat oder ob man die Gaststube wieder für Anlässe buchen kann. Ja, auch das machen sie, die Brönnimanns. Immer voller Herzblut und mit einem Strahlen im Gesicht, das darauf schliessen lässt, dass es doch nicht so falsch sein kann, seinem Herz zu folgen. Auch wenn für die Aussenstehenden wohl oft ein Rätsel bleibt, wie sie das alles an einem Tag schaffen...