Grüsse aus dem Lockdown

März 2020: Weltweit herrscht der Ausnahmezustand. Das Coronavirus drängt uns zurück in unsere Wohnungen. Das öffentliche Leben steht still. Alles ist verlangsamt, fühlt sich irgendwie pur und rein an. Keine Termine, kein Konsum. Wie ein Himmel ohne Wolken, ein See ohne Wellen.


Auch Lisa und Remo Ubezio geben sich der Situation erst einmal hin, warten ab. Sie ist Stylistin und Gestalterin, er ist Fotograf und Filmemacher. Gemeinsam betreiben sie das Atelier Ubezio im Liebefeld. All ihre Projekte und Aufträge sind storniert oder auf unbestimmte Zeit verschoben. Aufräumen, Sicherheitskonzepte schreiben, Projekte fertig stellen, sich freuen und ärgern, das Büro nach Hause schaffen, desinfizieren, kochen, Masken tragen, lesen, applaudieren, ausschlafen, Kurzarbeit anmelden, Hecken schneiden, Rasen mähen, die Fenster putzen. Nach der ersten Woche kommen Sorgen auf.

Der Geist ist rastlos, will zurück in den Alltag, in die gewohnte Routine. Die Situation scheint sich auch in nächster Zukunft nicht zu normalisieren. Wo ist ihr Platz in diesem ganzen Corona-Zirkus? Was nehmen sie mit? Was lassen sie zurück? Aus dem Bedürfnis heraus produktiv zu sein und etwas Sinnvolles zu machen, rufen Lisa und Remo das Projekt #togetherathome ins Leben.


In Zeiten von Lockdown, Homeoffice und Homeschooling porträtieren sie während rund zwei Monaten Familien, Wohngemeinschaften, Paare oder Einzelpersonen in ihrem begrenzten Wohnraum: Die Menschen müssen sich in ihren neuen Rollen organisieren, sich abgrenzen, sich miteinander auseinandersetzen, mit der Einsamkeit klarkommen. Die Kinder sind plötzlich pausenlos zu Hause, sollen sich beschäftigen und beschäftigt werden. Keine Hobbys, keine Veranstaltungen oder Essen in Restaurants, keine Konzerte oder Feste. Das Arbeiten von zu Hause aus wird zur neuen Arbeitsform. Sicherheitsabstände und Hygienemassnahmen dominieren den Alltag.

Remo besucht die Projektteilnehmenden zu Hause, um sie zu fotografieren. Lisa macht Interviews per Mail und Sprachnachricht. Täglich werden Textausschnitte und Fotos auf die Homepage geladen. So entsteht ein Tagebuch des Lockdowns.


Die Begegnungen auf Balkonen, in Gärten, aber auch in Wohnzimmern und Homeoffices öffnen den Horizont. Und zu sehen und zu hören, wie die Menschen unterschiedlich betroffen und getroffen sind, stimmt nachdenklich. Sobald die Zeit reif ist, soll aus dem Projekt ein Buch und eine Ausstellung entstehen. Wir sind berührt und beeindruckt!  

Wohngemeinschaften während der Pandemie. Ein Zeitdokument mit Bild und Text: Together at home
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